Nachhaltigkeit

Diese verlassene Werkstatt ist einer großen Baustelle für Einfamilienhäuser gewichen. Adox Golf, Film HP5, Entwickler Rodinal

Ein bearbeiteter Auszug aus meiner Bachelorarbeit

Streng genommen war es die Mutter des Herzogs Carl August, Anna Amalia, die als Erste nachhaltige Strategien anwendete. Sie veranlasste wegen des stetig steigenden Holzbedarfs Mitte des 18. Jahrhunderts eine Forstreform, die den dauerhaften Ertrag an Holz sicherstellen sollte. Die Logik der Nachhaltigkeit wurde jedoch schon früh am Anfang des 18. Jahrhunderts von Carl von Carlowitz in der Forstwirtschaft definiert. So forderte er eine kluge Art der Forstbewirtschaftung, indem die abgeholzten Bäume nachgeforstet werden, um den wirtschaftlichen Ertrag eines Waldes zu erhalten. Nachhaltigkeit entspringt also dem ressourcenökonomischen Prinzip. Das heißt, eine Ressource soll so bewirtschaftet werden, dass sie dauerhaft Ertrag abwirft.

Im 19. Jahrhundert kollidierten dann die Logik der Ökonomie und die der Ökologie aufeinander, wobei die Natur den Kürzeren vor den Gesetzen der Marktwirtschaft und dem schnellen Ertrag ziehen musste. Offensichtlich regelt der Markt doch nicht alles, denn Gesetze der Gewinnmaximierung verdrängten die Naturgesetze.

Dennis L. Meadows und seine Kolleginnen brachten 1972 durch den Bericht Grenzen des Wachstums – Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit erneut den Begriff der Nachhaltigkeit in das globale Bewusstsein. Kern dieses Berichts waren wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit der Weltkonjunkturpolitik. Über computersimulierten Zukunftsszenarien kamen sie zu der Annahme, dass bei weiterem Wachstum in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts die Ressourcenbasis wegbräche. Durch darauf aufbauende internationale Klimakonferenzen und -abkommen wurde der Begriff der Nachhaltigkeit um ökologische, ökonomische und soziale Aspekte erweitert. Vor allem wurde der Begriff auf nachhaltige Entwicklung ausgedehnt.

Heute weist der Begriff Nachhaltigkeit eine tiefe und breite Komplexität auf. Als positiv konnotiertes Wort für Langfristigkeit und Dauerhaftigkeit findet es Verwendung im Zusammenhang mit nahezu jedem Lebensbereich. Iris Pufé fasst die grundlegenden Ziele von Nachhaltigkeit in ihrem gleichnamigen Buch so zusammen: „Sicherung der menschlichen Existenz; Bewahrung der globalen ökologischen Ressourcen als physische Lebensgrundlage; Erhaltung des gesellschaftlichen Produktivpotenzials und der Gewährleistung der Handlungs- und Entwicklungsmöglichkeiten heutiger wie künftiger Generationen“.

Eine logische Konsequenz des Nachhaltigkeitsgedankens ist, dass Ressourcen weiterverarbeitet werden können, um die Umwelt zu erhalten und nicht zu vermüllen. Dem entgegenstehen Unmengen Müll in Meeren, Wiesen und Wäldern als Resultat des modernen Konsumverhaltens.